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- der relative Wert der griechischen Anleihen ist attraktiv und - ihre Laufzeit ist vorteilhaftGriechenland hat nach vier Jahren erstmals wieder Anleihen mit fünfjähriger Laufzeit am Kapitalmarkt zu einem Wert von insgesamt drei Milliarden Euro verkauft, wobei sich die Gebote der Anleger auf mehr als 20 Milliarden Euro summierten und die Emissionen damit mehrfach überzeichnet waren. Die Rendite der Anleihen der Eurozone ist seitdem auf Rekordwerte gesunken, zumal die Europäische Zentralbank (EZB) ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Wirtschaft der Zone und zur Deflationsbekämpfung eingereicht hat. Die durchschnittliche Rendite der Staatsanleihen der Eurozone fiel am 9. Juni auf den historischen Tiefstand von 1,3992%,, und stieg am 16. Juni gemäß der Bank of America Merrill Lynch auf 1.3576%. Das Anlegervertrauen in Griechenland ist jedoch keinesfalls gesichert, zumal die Preise der 10-jährigen Anleihen zum ersten Mal nach vier Monaten im Mai einen Rückgang verzeichnet haben, unter Bedenken, dass die Regierungskoalition an Unterstützung verlieren und ihre Möglichkeit zur Anwendung von Sparmaßnahmen untergraben werden würde.
Jetzt in Griechenland investieren – Chancen und Risiken
Frei nach dem Motto „nach der Krise ist vor dem Aufschwung“ zeichnen sich in Griechenland interessante Chancen beim Kauf von Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen ab. Eine Entscheidungshilfe für interessierte Investoren zur Abwägung von Chancen und Risiken.
Rückblick und Weg aus der Krise:
Wer in Griechenland investieren möchte, interessiert sich natürlich dafür, wie sich die Situation im Lande im Zuge der Griechenland-Krise entwickelt und welche Aussichten für die Zukunft bestehen.
Nach der Beantragung von offizieller EU-Hilfe am 23. April 2010 aufgrund der.größten wirtschaftlichen Nachkriegskrise des Landes, ist fast nichts mehr so wie vor der Krise. Als Maßnahmen beschloss Griechenland zwischen März 2010 und November 2012 fünf besonders einschneidende Sparpakete. Im Gegenzug erhielt das Land vom IWF und der EU im Rahmen von zwei „Rettungspaketen“ zwischen April 2010 und Juli 2011 ca. 218 Mrd. Euro, welche insgesamt bis 2014 ausgezahlt werden sollen. Im Mai 2010 kaufte die Europäische Zentralbank griechische Staatsanleihen in Höhe von 25 Milliarden Euro. Ferner fassten die EU-Länder im Verlauf des EU-Gipfels vom 26.10.2011 einen Plan, der sog. „Schuldenschnitt“, auf dessen Grundlage die Gläubiger des Landes auf ca. 50 Prozent bzw. 100 Milliarden Euro ihrer Forderungen an Athen verzichteten. Im Rahmen eines weiteren Hilfspaketes im Februar/März 2012 erhielt Griechenland u.a. Darlehenszusagen in Höhe von 130 Mrd. Euro.
Seit den letzten Parlamentswahlen im Mai / Juni 2012 hat sich nun viel zum positiven geändert. Zunächst gingen die Eurobefürworter, eine Koalition aus drei Parteien, als Sieger aus den Parlamentswahlen Wahl hervor. Die Griechen hatten für einen Verbleib im Euro gestimmt. Im August 2012 stellte dann die deutsche Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel klar, dass Griechenland im Euro bleiben werde. Ähnlich äußerte sich auch der französische Staatspräsident Francoise Hollande. Damit öffnete sich der Weg zum 130 Milliarden Euro schweren Hilfspaket für Griechenland, welches allerdings an Bedingungen geknüpft wurde.
Erste Voraussetzung war die positive Feststellung des Fortschritts der Reformen in einem Bericht der Kontrolleure aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB), der sog. Troika. Als zweite Bedingung wurden weitere Sparmaßnahmen und Reformen verlangt, welche am 8.11.2012 durch das griechische Parlament beschlossen wurden. Am 11.11.2012 legte die Troika schließlich einen positiven Bericht zur Lage im Lande vor. Die dritte Voraussetzung wurde dann schließlich mit der Abstimmung über den Haushaltsplan 2013 durch das griechische Parlament erfüllt. Damit war der Weg für die Freigabe des milliardenschweren Hilfspakets geebnet und die Rettung des Landes als auch der Verbleib in der Eurozone gesichert.
Bis 2016 sollen die Staatsschulden auf ca. 160-175 Prozent des BSP sinken, bis 2020 auf 124 Prozent, und bis 2022 auf tragbare 110 Prozent. Das Land befindet sich 2013 im sechsten Jahr der Rezession. Laut dem griechischen Finanzminister Giannis Stournaras soll Ende 2013 jedoch die lang erwartete Wende kommen und „2014 könnte das Jahr sein, in dem das Bruttoinlandsprodukt wieder stetig steigt." Für 2014 wird erstmals mit einem Wachstum von ca. 0,6% gerechnet, während sich das Primärsaldo für 2013 auf 0 % des BIP, für 2014 auf 1,5 % des BIP, für 2015 3,0 % des BIP und für 2016 4,5 % des BIP belaufen soll.
Bereits in 2012 waren erste Erfolge der Reformbemühungen zu erkennen. So fiel das Primärdefizit geringer aus als erwartet. Die Einlagen bei den Banken steigen wieder, die Renditen der Griechenland Bonds gehen zurück. Die Märkte glauben immer mehr daran, dass Griechenland die Wende schaffen wird. Das Interesse an den griechischen Privatisierungsvorhaben ist hoch. Selbst die US Ratingagentur Standard & Poor's hat die Bonitätseinstufung Griechenlands wieder deutlich angehoben.
Die IWF-Chefin Christine Lagarde sieht ebenfalls sehr positive Entwicklungen in Griechenland und stellte fest, dass, sich das Programm mit strikten Haushaltsanpassungen und merklicher Zunahme der Wettbewerbsfähigkeit bei den Arbeitskosten in die richtige Richtung bewegt. Die Sparanstrengungen des Landes seien "bewundernswert".
Fazit: Kein anderes Land hat seine Schulden in so kurzer Zeit so drastisch reduziert wie Griechenland. Die Folge sind niedrigere Löhne, niedrigere Renten und mehr Arbeitslose. Die wirtschaftliche Talsohle der Rezession sollte spätestens bis Mitte 2013 durchlaufen sein. Die Regierung arbeitet an weiteren, umfangreichen Reformen. Das Land befindet sich damit auf einem guten Weg raus aus der Krise.
Situation der griechischen Banken und Unternehmen:
Die Bankenkrise ging zunächst an den griechischen Banken vorbei, als die Welle der Lehman-Pleite vom 15.09.2008 zunächst die Banken traf, welche toxische Papiere in ihren Depots hatten (allein der irische Staat kaufte 2009 den fünf größten Banken Kredite und toxische Wertpapiere im Nominalwert von 77 Milliarden Euro ab).
Als sich aber die Krise immer mehr zur Griechenland-Krise entwickelt, bekamen die griechischen Banken enorme Probleme. Dies hat im wesentlichen zwei Gründe:
Als die Austrittsdebatte Griechenlands aus dem Euro begann, flossen seit 2010 rund ein Drittel der Einlagen ins Ausland ab. Zuletzt konnte der Abfluß nun umgekehrt werden. Dieser Abfluss hat aber das Bankensystem des Landes enorm geschwächt.
Hinzu kommt im Rahmen des Schuldenschnitts, dass auch die vier größten griechischen Banken schwere Abschreibungen bei ihrem Portfolio von griechischen Staatsanleihen hinnehmen mussten, was zu einer gefährlich hohen Unterkapitalisierung der griechischen Banken führte. (Die Banken erhielten deshalb 18 Milliarden Euro, um die Folgen der Umschuldung abzufedern).
Diese beide Faktoren führten schließlich dazu, dass die Banken vielen Unternehmen bestehende Kreditlinien strichen und auf deren Rückführung bestanden. Ferner wurden insbesondere auch weniger Kredite an Unternehmen vergeben und die Kredithürden höher gelegt, so dass viele Unternehmen nach den heutigen Bankregeln keine neuen Kredite aufnehmen können. Dies führt bei vielen, fundamental grundsätzlich gut dastehenden Unternehmen zu erheblichen Liquiditätsengpässen. Zu der fehlenden Liquidität müssen die griechischen Unternehmen auch noch die Umsatzeinbrüche auf dem heimischen Absatzmarkt wegen der krisenbedingten Umsatzrückgänge verkraften. Ab Juni 2012 ist allerdings eine allmähliche Erholung zu beobachten. Am 18.Dezember 2012 stufte Standard & Poors das Rating Griechenlands gleich um mehrere Stufen auf „B-„ herauf. Dies läßt zwar hoffen, dass sich die Refinanzierungssituation der griechischen Unternehmen künftig wieder verbessern wird, doch kann dies nach Expertenmeinungen bis zu 5 Jahren dauern. Die Unternehmen benötigen jedoch bis zum erwarteten Aufschwung in ca. 2-3 Jahren Mittel, um sich bis dahin über Wasser zu halten. Die Schuldenkrise und die lahmende Konjunktur sorgten bereits 2011 für einen starken Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Griechenland (+ 27,3 Prozent). Bankenkreise schätzen, dass 9 von 10 griechischen Unternehmen möglichweise in den nächsten sechs Monaten in Insolvenzgefahr geraten. („To Vima“ 18.11.2012 https://www.tovima.gr/finance/article/?aid=484473).
Ferner verlor der Leitindex der Athener Börse im Verlauf der Finanzkrise massiv an Wert und fiel im Mai 2012 auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren. Viele börsennotierte Unternehmen haben dadurch einen erheblichen Teil ihres Börsenwertes eingebüßt. Unternehmen sehen sich damit einer erheblichen Gefahr von feindlichen Übernahmen ausgesetzt. Für Investoren dürften deshalb Unternehmen mit guter Substanz auf diesem niedrigen Preisniveau sehr interessant sein.
Klassische Investitionsmöglichkeiten ergeben sich im Bereich des Tourismus (Hotels, Ressorts, Ferienanlagen), in der Lebensmittelindustrie (weiterverarbeitende Betriebe von Obst, Antipastihersteller, Oliven und Öl, Wein, Fischzucht und Fischprodukte, Feta-Käse, Molkereien usw.), in der Bauindustrie, Textil- und Metallindustrie, bei Erdöl- und Kohleprodukten, Chemikalien, Glas und Zement, bei Marmor- und Granitunternehmen, Transportunternehmen, Maschinenproduktion, in der Dienstleistungsindustrie (hier zunehmend auch im Technologie- und Telekommunikationssektor), bei den Erneuerbaren Energien und natürlich auch im Handel.
Hinzu kommen noch die geplanten Privatisierungen von Staatsbetrieben, welche in private Hände wechseln sollen. Hierzu zählen Banken, die griechische Bahn OSE, Flughäfen und Gelände, Häfen, Fahrzeughersteller, die griechische Post, Autobahnen, Mobilfunklizenzen, Energieversorger, die griechische Postbank, Anbieter von Sportwetten, Immobilien usw. Für Großinvestoren ergeben sich hier interessante Möglichkeiten.
Fazit: Während notwendige Maßnahmen für die Entspannung der wirtschaftlichen und finanziellen Situation eingeleitet wurden und auch erste Anzeichen für eine Entspannung der Lage sprechen, werden viele griechische, auch fundamental gesunde, Unternehmen in der Folgezeit weiterhin mit erheblichen Liquiditätsproblemen kämpfen müssen. Dies gilt auch für börsennotierte Unternehmen aufgrund des starken Rückgangs der Börsenwerte griechischer Unternehmen. Hierdurch ergeben sich viele Gelegenheiten für den Erwerb von fundamental gut aufgestellten Unternehmen.
Arbeitsmarkt, Löhne und Gehälter:
Das vierte Sparpaket vom Februar 2012 brachte schließlich erhebliche Einschnitte für die Arbeitnehmer. So wurde der Mindestlohn auf 586 Euro und für unter 25-Jährige auf 525 Euro herabgesetzt. Das Rentenalter wurde für alle von 65 Jahre auf 67 Jahre angehoben und die Abfindungen für entlassene Arbeitnehmer gesenkt.
Die Arbeitslosenquote in Griechenland ist im September 2012 mit ca. 22,3% eine der höchsten überhaupt. Noch schlechter sieht die Quote der Jugendarbeitslosigkeit mit 55% für die Gruppe der unter 24-Jährigen aus, welche derzeit ohne Job sind. Ca. 1,1 Millionen Griechen sind jünger als 25 Jahre und weitere 1,5 Millionen sind zwischen 25 und 34 Jahre. Sie sind in der Regel gut ausgebildete, qualifzierte Arbeitskräfte, sprechen meist mehrere Sprachen, viele davon deutsch. Der Akademikeranteil ist relativ hoch. Insbesondere in Nordgriechenland ist eine große Anzahl von Heimkehrern der zweiten Gastarbeitergeneration zu finden, welche oftmals in Deutschland aufgewachsen ist und dort gelebt hat.
Fazit: Der Arbeitsmarkt ist unter den aktuellen Bedingungen für die Anwerbung von Arbeitskräften mehr als günstig zu bezeichnen. Eine hohe Arbeitslosenzahl von gut ausgebildeten und qualifizierte Arbeitskräfte stehen dem griechischen Arbeitsmarkt zu günstigen Arbeitsbedingungen zur Verfügung.
Mieten und Kaufpreise für Immobilien:
Die Krise ging selbstverständlich nicht an den Mieten und Immobilienkaufpreisen vorbei. Den Einschätzungen der Marktexperten und der jüngsten Erhebung des Investment-Hauses Fitch zufolge sind die Kaufpreise für Immobilien seit 2008 bis zum dritten Quartal 2012 um ungefähr 25% gesunken. Darüber hinaus wird mit einem weiteren Preisrückgang um ca. 15% in 2013 und ein weiterer Rückgang für 2014 erwartet. Der Markt soll dann in etwa 1,5-2 Jahren ab heute seinen Tiefpunkt erreichen. Damit haben die Immobilienpreise in Griechenland seit 2008 bis heute im Schnitt bereits ca. 40% ihres Wertes eingebüßt. In manchen Fällen liegt der Einbruch sogar noch deutlich höher, teilweise sogar bis zu 70%.
Insgesamt ist der Wert des privaten Vermögens der Griechen im Verhältnis zu 2008 um mehr als 50% gesunken und auf das Niveau des Jahres 1999 zurückgekehrt. Aufgrund der gesunkenen Löhne und Gehälter, als auch wegen der sehr stark eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten über Bankenkredite, sind die Immobilientransaktionen in Griechenland stark zurückgegangen. Viele Eigentümer möchten ihre Immobilien aus Geldnot auch zu den sehr niedrigen aktuellen Marktpreisen verkaufen, finden jedoch kaum Käufer, weil Interessenten ohne eine Möglichkeit zur Barzahlung keine Finanzierungen von den Banken erhalten. Hierdurch ergeben sich viele Gelegenheiten zum Erwerb einer günstigen Immobilie in Griechenland.
Darüber hinaus befinden sich derzeit mehr als ca. 100.000 Immobilien im kritischen Bereich, sei es aus Zwangsbeschlagnahmen oder unsicheren bzw. nicht bedienten Bankkrediten. Bis Ende 2012 galt ein Zwangsversteigerungsverbot für Immobilien wegen Forderungen bis 200.000 Euro. Nach dem Wunsch der Troika soll dieses Zwangsversteigerungsverbot nicht weiter verlängert werden. Dies würde dann bedeuten, dass in 2013 sehr viele Immobilien zu günstigen Starpreisen zur Zwangsversteigerung kommen würden. Die Folge wäre der ein sehr starker weiterer Einbruch der Immobilienpreise.
Aufgrund der Krise mußten viele griechische Unternehmen schließen. Dadurch stehen viele Gewerbeimmobilien leer. Hierdurch ergeben sich lukrative Investitionsgelegenheiten auch bei gewerblichen Objekten, insbesondere bei Ladengeschäften und Büroräumen, aber auch bei Farbrikgebäuden und Industrieanlagen.
Ähnlich sieht es bei den privaten und gewerblichen Mietimmobilien aus. Der Leerstand ist sehr hoch. Laut der Erhebung des POMIDA (Griechischer Verband der Immobilieneigentümer) mussten ca. 94% der Vermieter zwischen 2010-2012 einen Rückgang ihrer Einkommen hinnehmen, weil entweder die von ihnen vermieteten Immobilien leer standen oder weil sie erheblichen Mietsenkungen zustimmen mußten. Dabei lagen die Mietsenkungen in der Mehrzahl der Fälle (über 60%) zwischen 20% und 30%. Trotz dieser Mietsenkungen stehen weiterhin sehr viele Mietimmobilien weiterhin leer.
Fazit: Die Immobilienpreise (Kaufpreise und Mieten) in Griechenland für private und gewerbliche Immobilien sind in den letzten Jahren auf breiter Front eingebrochen. Dadurch ergeben sich gute Gelegenheiten zum Kauf oder zur Anmietung von Objketen.
Recht und Steuern:
Bei Transaktionen im Ausland kommt dem nationale Recht und der Rechtssicherheit für die Investitionen eine wichtige Rolle zu. So ist zB bei einem Immobilienkauf im Vorfeld die Klärung der Eigentumsfrage, sowie die Sicherung des Eigentums wichtig, bei einem Unternehmenskauf und Beteiligungen das geltende nationale Gesellschaftsrecht entscheidend. Das griechische und deutsche Recht, insbesondere das Zivilrecht, weisen dabei viele Gemeinsamkeiten auf. Das Eigentum ist in Griechenland verfassungsrechtlich geschützt.
Immobilien: Vor dem Erwerb von Immobilien in Griechenland ist die Prüfung der Eigentumsverhältnisse mit einer Grundbuchrecherche durch einen Anwalt erforderlich. Durch das Gesetz zur Einführung des „Ktimatologio“, also des Grundbuchs, wurden die bisher namensgeführten Bücher auf ein objektbezogenes Grundbuchsystem umgestellt, welches ähnlich aufgebaut ist wie das deutsche Grundbuch. Da diese Umstellung noch nicht in ganz Griechenland vollzogen ist, bedeutet dies noch heute in manchen Regionen, dass die „Grundbücher“ weiterhin zum Teil weiterhin nach Personen beim „Hypothikofilakio“ geführt werden. In diesen Fällen erfolgt eine Überprüfung der Eigentumsverhältnisse unter dem Namen des jeweiligen Verkäufers. Die vollständige Erfassung aller Immobilien im Grundbuch hat hohe Priorität bei den aktuellen Maßnahmen zur Verbesserung der Funktion der Verwaltung. Der Kaufvertrag selbst erfolgt durch notarielle Beurkundung.
Gesellschaftsformen: In Griechenland existieren die aus Deutschland bekannten Personen- und Kapitalgesellschaften. Als wichtigste Personengesellschaften seien die OHG (O.E) und die KG (E.E.) erwähnt. Bei den Kapitalgesellschaften dominieren die GmbH (E.P.E) und die AG (A.E oder S.A.). Im Jahre 2012 wurde noch eine weitere Kapitalgesellschaftsform eingeführt, die sog. Private Kapitalgesellschaft I.K.E., welche bereits mit 1 € gegründet werden kann und vereinfachte Gründungsformalitäten aufweist.
Mergers & Acquisitons: Die aktuelle Situation in Griechenland bietet Investoren eine Vielzahl von günstigen und lukrativen Übernahme- und Beteiligungsmöglichkeiten griechischer Unternehmen. Soweit für den beabsichtigten Kauf nicht bereits ein konkretes Unternehmen ausgewählt wurde, können erfahrene Berater anhand von Vorgaben zunächst eine Vorauswahl ("Screening") möglicher Zielunternehmen vornehmen. Der weitere Ablauf erfolgt dabei wie in Deutschland: Ist Zielobjekt ("Target") gefunden ist und besteht Verkäuferinteresse, ist die Durchführung einer „due diligence“ unerlässlich. Der Kauf oder die Beteiligung wird bei Kapitalgesellschaften im Rahmen eines sogenannten "Share Deals“ durch die Übertragung der Anteile an dem jeweiligen Unternehmen vollzogen werden. Der Kauf der Vermögenswerte einer griechischen Gesellschaft kann als "Asset Deal“ erfolgen. Hierbei erfolgt also nicht die Übertragung der Gesellschaft an sich, sondern nur ihrer Vermögenswerte.
Steuern: Die jüngsten Steuerregelungen sehen folgende Unternehmensbesteuerung vor:
Die Gewinne von Personengesellschaft (OHG, KG, BGB-Gesellschaften, Erbengemeinschaften usw.) bis zu dem Betrag von 50.000 Euro werden mit 26% besteuert, darüber hinausgehende Beträge unterliegen einem Steuersatz von 33%.
Die Gewinne der Kapitalgesellschaften (AG, GmbH und IKE) werden mit 26% versteuert. Ausgeschüttete Gewinne bei Gesellschaftern und Aktionären mit weiteren 10%.
Die Transaktionssteuer für die Übertragung von Gesellschaftanteilen und Aktien erfolgt auf der Grundlage des Mehrwertes, welcher mit 20% besteuert wird.
Durch die Einführung der neuen Buchführungsordnung ist auf vielen Bereichen eine Vereinfachung der Buchführung und Rechnungsstellung erfolgt.
Erbschaften von Erben ersten Ranges sind bis 150.000 Euro steuerfrei, für den darüber hinausgehenden Betrag bis 300.000 Euro beträgt der Steuersatz der Erbschaftssteuer 1%. (Die Erbschaftssteuer bis 300.000 Euro beträgt demnach insgesamt 1.500 Euro). Für die darüber hinausgehenden Beträge besteht eine Staffelung.
Maßnahmen zur Förderung des Aufschwungs:
Die Sparmaßnahmen zur Konsolidierung der Staatsausgaben ist ein wesentlicher Punkt, um den Staatshaushalt in Zukunft ausgeglichen gestalten zu können. Daneben sind jedoch Maßnahmen zur Förderung des Aufschwungs in gleichem Maße wichtig und notwendig. Die Regierung hat deshalb verschiedene Studien in Auftrag gegeben (u.a. Boston Consulting Group, McKinsey, griechischen Organisationen etc.). Auf der Grundlage dieser Studien soll in den nächsten Monaten ein Masterplan für die Ankurbelung der griechischen Wirtschaft erstellt werden. Wesentliche Elemente werden jedoch die Förderung von Investitionen über das Nationale strategische Förderprogramm ESPA, das griechische Investitionsförderungsgesetz und die Nationale Kasse für Unternehmertum und Aufbau (ETEAN) sein. Darüber hinaus kommt dem Bürokratieabbau höchste Priorität zu, um Investitionen, Antragsverfahren und Behördenabläufe zugunsten einer vereinfachten Investititionstätigkeit zu vereinfachen.
Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption:
Die Regierung Samaras hat der Korruption auf breiter Front den Kampf angesagt. Ziel ist die Trockenlegung der Schattenwirtschaft, welche auf ca. jährlich ca. 65 Milliarden Euro beziffert wird. Insbesondere wird mit verschiedenen Maßnahmen die Korruption in der öffentlichen Verwaltung bekämpft und Beamte entfernt, gegen die ein Straf- oder Diszipliarverfahren eingeleitet wurde. Namen von Steuersündern werden im Internet veröffentlicht. Im Jahre 2012 wurde die Pflicht des bargeldlosen Zahlungsverkehrs für Beträgen über 1500 Euro eingeführt.
Bei der griechischen Polizei wurde eine Sondereinheit in Form einer Finanzpolizei gegründet, welche sich ausschließlich mit Steuervergehen beschäftigt. Steuerschuldner wurden unter Setzung eines Ultimatus dazu aufgefordert sich bei den Steuerbehörden zu melden, um ihre Schulden zu regeln. Im Januar 2012 wurde eine Liste mit Steuerschuldnern veröffentlich und ca.185 Steuerschuldner verhaftet. Im September 2012 wurden von der Steuerfahndung (SDOE) Konten von 121 mutmaßlichen Steuerbetrügern eingefroren. Ferner wurden Luxusimmobilien, Aktien und Geldanlagen beschlagnahmt. Gegen gegen 32 Politiker wurden Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts aufgenommen. Ferner ist die Finanzpolizei im Besitz einer CD mit rund 2.000 griechischen Konteninhabern.
Fazit: Zusammenfassend läßt sich damit sagen, dass die Griechenland-Krise eine Chance für einen Neuanfang darstellt. Die Spitze der Krise scheint überwunden und der Verbleib im Euroraum gesichert zu sein. Durch die eingeleiteten Maßnahmen dürfte in absehbarer Zeit und auf breiter Front eine Verbesserung der Funktionen des Staates und der Verwaltung eintreten. Löhne und Gehälter, sowie Immobilienkaufpreise und Miete sind auf ein attraktives Niveau gesunken, auf welchem sich ein Einstieg lohnt. Aufgrund der noch fehlenden Liquidität und der Umsatzeinbußen der Wirtschaft, als auch wegen der niedrigen Börsenwerte der Unternehmen zeichnen sich günstige Gelegenheiten für Unternehmens- und Beteiligungskäufe, sowie allgemein für M&A Transaktionen in den Jahren 2013-2014 ab. Aufgrund der geplanten Maßnahmen zur Investitionsförderung werden in absehbarer Zeit Förderprogramme zur Ankurbelung der unternehmerischen Tätigkeit und der Konjunktur zur Verfügung stehen. Damit dürfte etwa ab dem 3. QT 2013 eine erste, spürbare Verbesserung des Investitions- und wirtschaftlichen Klimas in Griechenland eintreten.
Laut Angaben aus Bankenquellen sind aktuell bis zu neun von zehn griechischen Unternehmen von der Insolvenz binnen der nächsten sechs Monate bedroht. Dies hängt nicht zuletzt mit der fehlenden Bereitstellung von Liquidität durch die griechischen Banken zusammen.
Sollte sich dieses Szenario bewahrheiten, würde dies erhebliche Veränderungen bei Unternehmen bzw. der Privatwirtschaft nach sich ziehen. Viele Unternehmen könnten infolge fehlender Refinanzierungsmöglichkeiten zu sehr günstigen Konditionen aufgekauft werden. Es würde die Stunde der Unternehmensaufkäufer, des venture capitals und der distressed funds schlagen.
Hintergrund dieses Szenarios ist die anhaltende Wirtschaftskrise in Griechenland, welche zu erheblichen Umsatzeinbrüchen bei den Unternehmen geführt hat. Der hierdurch enstandene Liquiditätsmangel, sowie die Kürzungen oder gänzliche Streichungen von Kreditlinien, als auch die fehlende Refinanzierungsmöglichkeit über neue Darlehen aufgrund der Finanzklemme der Banken, hat die meisten griechischen Unternehmen in eine sehr schwierige finanzielle Lage gebracht.
Dennoch versuchen die griechischen Banken nach besten Kräften, so viele griechischen griechische Unternehmen wie möglich, durch Streckung der Darlehen und Umschuldungen etc. über Wasser zu halten. Dies könnte nun bei strenger Auslegung unter rein betriebswirtschaftlichen Kriterien, wie im Memorandum vorgesehen, ein jähres Ende finden.
Gleichzeitig sehen sich die griechischen Banken nun selbst erheblichem Druck ausgesetzt, nachdem ihre Rekapitalisierung an harte Bedingungen geknüpft wurde. Insbesondere sollen externe Controlling Maßnahmen durch unabhängige Prüfungsgesellschaften (monitoring trustee) eingeführt werden, welche sich mit dem daily business und insbesondere auch der Darlehensvergabe an Unternehmen beschäftigen werden. Hierbei sollen bei der Darlehensvergabe, aber auch insbesondere bei der Überprüfung der Kriterien für bereits ausgereichte Darlehen an griechische Unternehmen deutlich strengere Maßstäbe angesetzt werden. Die Bewertung soll hierbei fast nur noch nach Rentabilitätsgrundsätzen erfolgen.
Sollte die Bewertung der griechischen Unternehmen unter diesen Gesichtspunkten erfolgen, würden die meisten griechischen Unternehmen derzeit diese Kriterien nicht erfolgen. Die Folge wäre die Beendigung des Engagements durch die Bank.
Hinzu kommt noch, dass sich die privaten Investoren mit 10% an der Rekapitalisierung der Banken beteiligen müssen, um das bisherige (griechische) Management beizubehalten. Dies erweist sich jedoch als sehr schwierig, weil hierfür ein Betrag in Höhe von ca. 10 Mrd. Euro erforderlich wäre. Anderenfalls geht die Kontrolle über die Banken an den Kreditsicherungsfonds (tamio chrimatopistotikis statherotitas) über, welcher von der Troika kontrolliert wird. Im Mnimonio / Memorandum ist hierzu vorgesehen, dass die neue Geschäftsführung die Bank sanieren und anschließend binnen drei Jahren veräußern muß. Dies würde aller Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass die Banken für die nächsten drei Jahre mehr oder weniger operativ handlungsunfähig werden und nicht ihren Kernaufgaben, wie der Refinanzierung von Unternehmen, Gewährung von Kreditlinien und Ausreichung von Darlehen nachkommen könnten.
Zu einem Zeitpunkt, in welchem sich die griechische Wirtschaft nun hinlänglich bekannt in einer noch nicht dagewesenen Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit befindet, würde es für die Unternehmen deshalb fatale Auswirkungen haben, soweit ihre Bewertung nur noch nach dem EBITA und streng nach finanzökonomischen Gesichtspunkten erfolgt. Denn vielen fundamental gut dastehenden Unternehmen fehlt derzeit aufgrund des Umsatzrückgangs und der anhaltenden Rezession die Liquidität und Refinanzierungsmöglichkeiten. Solche Unternehmen sollten wieder unmittelbar in die Gewinnzone zurückkehren, sobald ein wirtschaftlicher Aufschwung spürbar wird. Mangels Refinanzierungsmöglichkeiten können sie derzeit jedoch nicht mittelfristig überleben um diesen Zeitraum zu überbrücken. Die Folge werden Unternehmensverkäufe und Unternehmensabwanderungen ins Ausland sein, wo sie sich durch die dortigen Banken finanzieren lassen können (jüngste Beispiele hierfür sind die Unternehmen FAGE und 3E, welche ihren Firmensitz ins Ausland verlegt haben, um sich über die dortigen Finanzinstitute Zugang zu Liquidität zu verschaffen).
Nicht alle griechischen Unternehmen haben aber die Möglichkeit einer Sitzverlegung ins Ausland. Die erdrückende Mehrheit der griechischen Unternehmen werden deshalb in Griechenland um ihr Überleben kämpfen, sich ausländische Partner ins Boot holen, oder verkauft werden müssen.
Aufgrund dieser schlechten wirtschaftlichen und konjunkturellen Lage in Griechenland, als auch wegen der fehlenden Refinazierungsmöglichkeiten werden sich kurz- bis mittelfristig Gelegenheiten zum Aufkauf fundamental interessanter Unternehmen für ausländische Unternehmensaufkäufer, für Unternehmensbeteiligungen und für das sogenannte „distressed debt investing“ ergeben.
Distressed debt investing erfolgt durch den Ankauf von Forderungen gegen Not leidende bzw. bereits insolvente Unternehmen durch hierauf spezialisierte Fonds. Dem distressed debt investing stehen verschiedene Investmentstrategien zur Verfügung. So können neben der Übernahme von Unternehmensanteilen zB auch fast alle Fremdkapitalansprüche, wie Bankkredite, Schuldverschreibungen und Lieferantenkredite aber auch Forderungen aus rechtlichen Titeln erworben werden. Der Aufkauf erfolgt dabei natürlich unter erheblichen Abschlägen. Mit der Insolvenzrechtsreform im Jahr 2007 wurde in Griechenland die Möglichkeit der Reorganisation insolventer Unternehmen durch einen sogenannten Insolvenzplan geschaffen. Dies schafft weitere Anreize.
Der Beitrag von Dimitris G. Tsagaris, CEO FAO ECONOMICS SA, und aus Funk und Fernsehen bekannter Wirtschaftsökonom beschäftigt sich mit den verschiedenen Aspekten der Griechenland-Krise.
Genau vor einem Jahr verbot der IWF die Auszahlung der sechsten Tranche der Finanzhilfe für Griechenland im Rahmen des ersten Mnimoniums, mit der Argumentation dass die Staatsverschuldung des Landes nicht nachhaltig war, s. meinen Artikel vom 24. Oktober 2011: "... Einerseits billigt der IWF die sechste Rate, andererseits bindet er sie satzungsmäßig, indem er sie durch die Aussage der Nichtnachhaltigkeit der Verschuldung im Prinzip blockiert und somit ihre Auszahlung als eine rein politische Entscheidung festsetzt ..."
Es war die bekannte Problematik und das Bedenken der Nichthaltigkeit der griechischen Staatsverschuldung, welche letztendlich zu einem neuen Hilfspaket im Rahmen des zweiten Mnimoniums und zu einer Auszahlung von 130 Milliarden geführt haben (das erste Hilfspaket von 110 Milliarden Euro, welches schließlich nur 70 Milliarden Euro betrug). Ich möchte daran erinnern, dass dieses zweite Hilfspaket im Grunde genommen "einige" 130 Milliarden Euro enthielt, den mittlerweile bekannten Schuldenschnitt (PSI) in Höhe von 50 % sowie die Hebelwirkung des EFSF (welche wir immer noch erwarten). Wir sollten zudem darauf verweisen, dass Spanien und Italien noch auf die Entscheidungen des Eurogroups vom Juni 2012 über die Rekapitalisierung der spanischen Banken und den Anleihekauf am Sekundärmarkt für Italien warten.
Während sich die griechische Seite (das sogenannte Dreiparteien – System der Regierung) bereits in den für uns bekannten "türkischbalkanischen Diskussionen" verwickelt hat, im Hinblick auf die Auszahlung der Tranche von 31,5 Milliarden Euro für Maßnahmen, die eigentlich schon im vergangenen Jahr vereinbart und abgestimmt wurden, zeigt sich erneut in der internationalen Presse ein Bedenken über die Nachhaltigkeit der griechischen Staatsverschuldung. Die Frage zu diesem Thema, welches selbstverständlich real ist und weiterhin besteht, wäre wieso niemand die "Rezeptverschreiber" auffordert? Diejenigen, die Griechenland zum Mittelpunkt der humanitären Hilfe umwandelt haben (George Soros).
Da also ein Grexit unvermeidlich ist, falls sich die Uneinigkeit des IMF und der Euro Zone (WSJ vom 13/10/2012) fortsetzen wird, und die Verbesserung der griechischen Verschuldung als ein illusorisches Ziel betrachtet wird (WSJ vom 1/11/12), im Hinblick auf der epischen Rezession, welcher derzeit unser Land gegenübersteht (nach eigenen Aussagen der griechischen Regierung, wird sich die Verschuldung im Jahre 2013 auf 346 Milliarden Euro belaufen, d.h. 189%), müsste die Eurozone einen Scheidungsmechanismus "erfinden" ... (nach der Logik des Herrn Schäuble, dass "Griechenland die Probleme verursacht hat, Griechenland muss sie auch lösen"- seine Aussagen im IMF in Tokyo, am 10/12). Es ist sicher, dass Griechenland "... den schwarzen Winter von 1941 ..." erlebt (Al. Tsipras), oder noch besser, "den unendlichen Verlust der Nichteinzahlung der Rate, wir werden sterben, usw." (I. Stournaras).
Griechenland befindet sich in einer tiefen Rezession, ähnliche wie diese vom Jahre 1930, eine sogenannte "existentielle" Rezession, bedauerlicherweise in einem weltweiten finanziellen Umfeld, welches ebenfalls zu einer Rezession neigt (Stanley Fischer), während sich Länder wie die Schweiz mit Hilfe ihrer Streitkräfte darauf vorbereiten, ihre Grenzen zu schließen (Bericht des CNBC vom 15/10/12), falls sich die Eurozone auflösen sollte.
Somit können wir von einer "Hochzeit ohne Liebe" reden, wie es wirklich sehr treffend bezeichnet worden ist. Die einzige Lösung daher ist die "Rechnung" an die Deutschen zu schicken! (CNBC, 18/10/12). Da also Frau Merkel die Meinung vertritt, dass ein Land mit Verschuldung von über 80-90 % seine Unabhängigkeit verliert und nach Herrn Dragi "einige Regierungen einsehen müssen, dass sie schon lange ihre Staatssouverenität verloren haben ...", wird als offensichtliche Lösung die Zahlung und somit der "Ladenkauf" von den Deutschen in Betracht gezogen, oder auch unsere Scheidungseinreichung (da ja die Vision – das Ziel unseres Erfolgs eine Schuldenlast von 120% im Jahre 2020 voraussieht).
Eins ist sicher! Die Verschuldung kann niemals mit denselben Mitteln, über welche Griechenland heute verfügt, abbezahlt werden (es sei denn das Erdöl entdeckt wird...!). Der Laden benötigt eine Erhöhung des Aktienkapitals und jemand muss die Hand tief in die Tasche greifen ... . Die Austrocknung, die Verarmung und der Niedergang können nicht zu einem Ausweg führen. Die Inexistenz einer Aussicht gleicht der absoluten Dunkelheit! Die hinziehenden, kriegerischen Botschaften, die permanenten Drohungen von Zahlungsaussetzungen.
Jemand muss ihnen ausrichten, dass sie Verantwortungen tragen! Der Deal funktioniert nicht. Die Briten sind bereits dabei, ihr Verhältnis zu Europa zu redefinieren (Europabefürworter, Euroskeptiker), Herr Hollande ist vom Vordergrund verschwunden, während die "problematischen" Herren Monti und Rajoy sich lieber damit befassen, uns Bemerkungen anzubringen, anstatt ihren "eigenen Buckel" zu sehen. Weder ein Bankrott, noch ein Ausgang, wie Herr Schäuble aussagt. Was bleibt also übrig? Bloß Gefangene, bedingungslos und ohne Aussicht, bis auf Weiteres?
Gehört ein Land mit Knappheit an Medikamenten, mit Prostitution ihrer eigenen Frauen im Ausland zu Europa? Mit Griechen, die es sich nicht leisten können, ihre engen Verstorbenen bestatten zu können? Weist das Zitat von Herrn A. Samaras "jeder von uns erlebt jeden Tag sein persönliches Drama" auf ein europäisches Land? Wo sind die Schuldigen? Was war letztendlich der Auslöser für das nachkriegerische Bild eines Landes, welches erst vor zehn Jahren an der Eurowährung beigetreten ist? War es die Unverantwortlichkeit der griechischen Politiker (Handelsblatt & Schäuble) oder die europäischen Konsumvorbilder der Griechen bzw. der griechischen Politiker?
Es gleicht der Situation, in der unsere Kinder eine Prüfung in der Universität nicht bestehen, da sie - unserer Meinung nach - nicht die ausreichende Grundlage schon von der Grundschule an hatten. Die Verantwortungen der Nea Demokratia für die finanzielle Entgleisung Griechenlands in den Jahren von 2004 bis 2009 sind maßgebend (ich kann auch die katastrophale Bestandsaufnahme nicht vergessen). Was kann man aber zur amateurhaften, inkohärenten und letztendlich katastrophalen Führung des Insolvenzverfahrens vom G. Papandreou sagen? Im Jahre 2002 bekam Griechenland als Beitrittsland zur Euro-Zone eine „Bluttransfusion“, ein „neues Herz“! Das Herz und das Gehirn eines 20-jährigen wurden an einem 60-jährigen transplantiert! Ein Porsche Motor in einer Schrottkiste!
Das war Simitis Rache! Welches Griechenland existierte im Jahr 2000? War es nicht Herr Mitsotakis von 1990 bis 1993, der zum ersten Mal aussagte, dass man die Staatsbediensteten und die staatlichen Fahrzeuge aufzählen sollte? Technische Hilfe vom IWF in Anspruch nehmen? (wir damals, und nicht die Europäer heute). War es nicht Professor Spraos und andere, die über die "Zeitbombe des Versicherungssystems" sprachen, die Griechenland in die Luft blasen würde (Gesetzentwurf von Sioufa des Jahres 1992)? Und wir haben Herrn Koutroumani und Herrn Papakonstantinou beauftragt, die weltweit schwierigste, finanzielle Gleichung zu lösen, ohne jedwede Mitteilung an das Volk und ohne Legalisierung. Vor allem aber ohne "Geschmack und Ausgangspunkt" (Benchmark). Heute steht vor uns Herr Samaras, der das bereits Unterzeichnete von Herrn Veniselos als eine Einbahnstraße verwaltet, während wir über eine Neuverhandlung sprechen, obwohl wir im Prinzip eine zeitliche Veränderung meinen.
In der Zwischenzeit bekommen wir eine simple und absolute Bluttransfusion von Europa, die mit Sicherheit in Richtung der Verwesung und des Todes führt ….
Sie alle sollten mal bedenken, weshalb die Währungsunion des Arabischen Golfes (GMU) oder auch die entsprechende asiatische Währungsunion (ASU) nicht funktioniert hat. Waren diese Menschen blöd? Mit Gerüchten über eine eventuelle Abweichungsklausel kann es jemals möglich sein, dass diese Maßnahmen zum letzten Mal getroffen werden? Kann es der Wahrheit entsprechen, dass die griechischen Politiker die Buchhalter des Mnimoniums darstellen (Daskalopoulos – Verband der griechischen Unternehmen und Industrie {SEB}), und mit den "Troika – Angestellten" verkehren? Insbesondere wenn etwas Wahrheit an das "spezielle Konto" liegt?
In allen Fällen muss die Bewältigungsweise des Problems von passiv auf aktiv wechseln. Sagen wir mal, dass Griechenland die nächste Rate nicht bekommt, müsste es nicht – als ein unabhängiger Staat, einen Plan – B bereithaben?
Herr Dragi hat Recht, manche Diskussionen müssen etwas "kontrollierter" stattfinden. Ab dem Zeitpunkt, zu dem die Haushaltsanpassung einen Strukturcharakter annimmt, sollte auch die Bewertung der Tätigkeiten langfristiger gestaltet werden und der Haushaltsplan langfristige Zielsetzungen erhalten … . Wir sollten uns nicht mit einem Liquiditätszufluss, gestützt auf die Verhältnisse einer Währungssterilisierung, fortbewegen, mit Bedingungen, die bekanntgegeben werden, z.B. OMT – outright monetary transactions! (in der Umgangssprache wird das Weitergabe von vordatierten Scheck genannt).
Große Absichten, kurze Details … wie die Amerikaner sagen … Während sich Griechenland – im Moment des Bankrotts- mit der Abschaffung steuerähnlichen Abgaben (N. Siomopoulos – in der Zeitung VIMA 25/10/12) beschäftigt, und ob sich die "Adeligen" der griechischen Gesellschaft dem EOPYY (nationale Organisation für Gesundheitsdienstleistungen) anschließen werden, in einem Parlament, das sich den Kopf zerbricht, ob und in wie die unzureichenden und eidbrüchigen Staatsbedienstete entlassen werden, bleibt natürlich keine Zeit zur Untersuchung und zur Problematik, auch nicht über die Aussagen von Herrn Berlusconi, welche über einen "Betrug des Euros" und über die politische Wahrnehmung der Deutschen sprechen (Erklärung der Haushaltsstabilisierung), weder über der Schlagzeile der Tageszeitung Le Monde vom 9. Oktober 2012 : "Wird Troika Griechenland in den Bankrott führen?"
Das Zitat von Barosso soll uns Optimismus schenken: "Europa muss in einem Staatenbund umgewandelt werden", oder wenigstens die Ermunterung von G. Soros an die Deutschen: "Verlasst oder führt endlich den Euro!" (lead or leave Euro).
Wir wollen hoffen, dass eine soziale Explosion noch dauern wird, sowie die vorhersehbare Verfassungsumleitung Griechenlands durch Herrn Michel Rocard. (Da es seiner Meinung nach nicht möglich ist, ein Land demokratisch zu regieren, welches 30% seines Einkommens verloren hat, seine Arbeitslosigkeit bei 25% und die Unternehmen eins nach dem anderen schließen). Da wir ja bereits in ein Europa der zwei Ebenen leben, und nicht der zwei Geschwindigkeiten. Diese zwei "Europas" können nicht dieselbe Währung haben … .
Das heutige Chaos ist genau das Ergebnis einer Politik, die glaubte, die Finanzgesetze unterschätzen und ignorieren zu können! Im Laufe der Zeit siegen aber immer die Finanzvorschriften … (Hans Werner Sinn). Dennoch einige möglichen Szenarien?
Jedoch trägt für das Scheindarlehen auch der Banker Schuld … .
Das war mal Griechenland! Wie viele Staatsbedienstete und wie viele Ministerien wurden im Jahre 2002 gezählt, als wir der Eurozone beitraten? Wer hat die "Anleihfälschung" der Goldman Sachs gelesen? War der deutsche Obsthändler Herr Ackermann? Tragen unsere kritischen Gläubiger Verantwortungen? Was die griechischen Politiker betrifft: die falsche Diagnose ist noch schlimmer als eine inkompetente und unehrliche Führung.
P.S. Alle fragen mich, was ich vorhersehen kann, und wann es geschehen wird. Meine Antwort: es gleicht der Frage an jemanden im Jahre 1940, wann seiner Meinung nach der Krieg beendet würde! Genaue Vorhersagen können nur zufällig sein … (auch wenn es Frau Merkel auf 5 Jahre festlegt) Auf dem Weg zur Katastrophe ist eine außenkräftige Aktion, die den Fall hindern soll, unberechenbar (Der Spiegel vom 5/11/12 erwähnt bereits Maßnahmen für einen Notfall). Falls dieser verhindert werden kann … .
Ich möchte Herrn Schäuble glauben, dass er keine Lösung, die von den Märkten als "nicht nachhaltig" für Griechenland betrachtet wird, genehmigen wird … Genau das Gegenteil von seinen jetzigen Handlungen … . Außerdem ist es nie zu spät für ein Happy End!
In diesem Blog wurden in den letzten beiden Jahre zahlreiche Artikel zu den Ursachen und Auswirkungen der ursprünglichen Bankenkrise, der Griechenland und Eurokrise, sowie der globalen Finanzkrise verfasst.
Auch wurden die Ursachen zu den hausgemachten Problemen in Griechenland wiederholt dargelegt (Die Beseitigung der wahren Gründe der Krise in Griechenland – Chance für einen Neuanfang, Blogbeitrag vom 13.02.2010). Deshalb soll an dieser Stelle nur nochmals kurz erwähnt werden, dass die tiefgreifende Strukturkrise in Griechenland eines radikalen Kurswechsels und umfassender Strukturreformen bedarf. Hierzu zählen selbstverständlich die Privatisierung von staatlichen Unternehmen, Rationalisierung bzw. Schließung von unrentablen oder überflüssigen staatlichen Institutionen, Verkleinerung des Staatsapparates durch Freisetzung von Beamten, Anpassung der Löhne und Gehälter an die tatsächliche Produktivität des Landes und seinem Wachstum, Modernisierung der Verwaltung, Abbau der Staatsschulden und Erhöhung der Produktivität sind nur einige der wichtigsten Maßnahmen, welche einer unmittelbaren Umsetzung bedürfen und auch zum Teil schon umgesetzt wurde. (Siehe hierzu Blogbeitrag vom 01.07.2011 Neue Sparmaßnahmen in Griechenland und Blogbeitrag vom 12.09.2011 Griechenland-Krise als Neuanfang begreifen).
Dies ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite ist immer wieder zu betonen, dass die Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise in Griechenland nicht allein mit Spar- und Rationalisierungsmaßnahmen zu erzielen ist. Massenentlassungen, Lohn- und Rentenkürzungen, erheblichen Steuererhöhungen und der damit einhergehende Umsatzeinbruch des Einzelhandels führen letztendlich zu weiteren Entlassungen, Minderung der Steuereinnahmen, Umsatzeinbrüchen und Wirtschaftsschwund. Die Wirtschaft des Landes befindet sich deshalb in einer Abwärtsspirale und mittlerweile in einer tiefen Depression. Dies hat in Griechenland den steten Rückgang der Steuereinnahmen zur Folge, welche nach all diesen Maßnahmen nun noch niedriger sind, als vor ihrer Ergreifung. (Siehe hierzu auch Blogbeitrag vom 31.05.2011 Spart sich Griechenland in eine Depression?). Als zweites Standbein zur Sanierung der Finanzen des Landes sind deshalb neben dem Sparprogramm auch Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft und für die Schaffung von Wirtschaftswachstum erforderlich. Auch hierzu wurde an dieser Stelle wiederholt ausgeführt. (Blogbeitrag vom 10.02.2012 Sparmaßnahmen und Finanzhilfe für Griechenland sind ohne Investitionen sinnlos)
Welche Lehren kann man also aus der Geschichte ziehen und daraus Erkenntnisse für die Bewältigung der Krise in Griechenland gewinnen? Die deutsche Geschichte bietet hierzu einige Ansatzpunkte. So ergeben sich z. B. Parallelen bei der Betrachtung der Zustände in der Weimarer Republik. (mehr …)